Arbeiten anstatt zur Schule zu gehen

Neunjährig und auf den Strassen von El Viejo

Kein Kind sollte arbeiten müssen. Doch für viele Familien in Armut ist es der einzige Weg zu überleben. Darum schicken sie ihre Kinder zur Arbeit, auch wenn diese dadurch grossen Gefahren ausgesetzt sind.

Wenn man durch die Strassen von El Viejo, einer kleinen Stadt in Nicaragua, spaziert, sieht man überall Kinder.  Aber nicht lachend und spielend. Diese Kinder arbeiten. Sie waschen Windschutzscheiben, verkaufen Kekse und Getränke oder betteln.

300’000 Kinder müssen arbeiten

Über 300’000 Kinder müssen in Nicaragua arbeiten, weil sie verlassen wurden und alleine leben oder für ihre Familien mitverdienen müssen. Nicaragua ist nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas. Nach Zahlen von UNICEF gehen eine halbe Million Kinder im schulpflichtigen Alter nicht in die Schule. Diese Zahl wächst jedes Jahr, trotz der Bemühungen, sie zu reduzieren.

Brayan ist 9 Jahre alt, das älteste von vier Kindern. Er lebt mit seiner Mutter, seinem Stiefvater und den Geschwistern zusammen. In der Schule kommt er nicht mit, weil er den grössten Teil seiner Kindheit damit verbringt, jeden Tag auf der Strasse Tortillas zu verkaufen.

El Viejo war früher ein verschlafenes kleines Nest, aber in der letzten Zeit hat es einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Das kommerzielle Wachstum hat aber auch eine Schattenseite. Viele arbeitslose Eltern nutzen die Stunde und schicken ihre Kinder auf die Strasse, um Sachen zu verkaufen.

Lange Tage – bis alle Tortillas verkauft waren

Manchmal war es für Brayan schwierig, seine Tortillas loszuwerden. Da lief er immer weiter, um Kunden zu finden – bis spät am Abend. Seine Familie war auf sein Einkommen angewiesen. Er hatte keine Wahl.

Einmal wurde Brayan ausgeraubt. Er erinnert sich noch gut daran, wie er stocksteif wurde vor Angst. Wie sein Herz so laut pochte, dass er dachte, seine Angreifer müssten es auch hören. Sein ganzes Geld wurde gestohlen. Zum Glück blieb er selber unverletzt, aber der Schock und das Trauma von damals sitzen ihm immer noch in den Knochen.

Inakzeptable Gefahren

Jeden Tag sind Kinder wie Brayan solchen inakzeptablen Gefahren ausgesetzt – Bandenkriminalität, Überfälle, Ausbeutung – nur damit sie ein kleines bisschen zum Familieneinkommen beitragen können.

Sandra Hernandez, die Leiterin des Compassion Kinderzentrums in El Viejo, sieht sogar eine wachsende Anzahl Kinder, die auf der Strasse oder dem Markt Waren verkaufen. „Die Leben dieser Kinder sind in Gefahr“, erklärt sie. „Auf der Strasse gibt es Banden, Missbrauch und Ausbeutung.“
Als Sandra von Brayan hörte, versuchte sie ihn sofort ins Patenschaftsprogramm von Compassion aufzunehmen. Aber seine Eltern wollten das nicht. „Zweimal haben wir es erfolglos probiert. Beim dritten Mal haben wir gefastet und gebetet und Gott um Weisheit gebeten, um mit seiner Mutter zu reden”, sagt Sandra. „Schlussendlich war sie einverstanden.“

Er ist wieder ein fröhliches Kind

Seither hat Brayans Situation angefangen, sich zu verbessern. Er geht wieder zur Schule und lernt und spielt mit seinen Freunden. Tortillas verkauft er nur noch an einem Tag pro Woche.

Seine Mutter hat an den monatlichen Kursen für Eltern teilgenommen, die Compassion anbietet. Einmal ging es dort auch um die Gefahren der Kinderarbeit, die Brayan ja am eigenen Leib erfahren hatte.

„Brayan hatte keine Freizeit und konnte nicht einfach nur Kind sein. Er hatte nicht einmal ein Spielzeug. Er war aggressiv und dachte, alle wollten ihm Böses. Hier im Kinderzentrum hat er etwas Neues gelernt. Er ist geliebt und wird ermutigt“, sagt Sandra.

Brayans Eltern sind dankbar für die Unterstützung durch Compassion. Und auch Brayan ist froh, dass er endlich einfach Kind sein kann. „Im Kinderzentrum bin ich glücklich, weil ich mit meinen Freunden Fussball spielen kann“, sagt er.

Aber wie Brayan gibt es noch Tausende Kinder, die Compassion noch nicht erreichen konnte. Kinder, die betteln, arbeiten oder ausgebeutet werden, damit ihre Geschwister und Familien zu essen haben.

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