Von der Schule ins Bordell:
das traurige Schicksal von Daniela

Kinderhandel ist schreckliche Realität in Ghana, auf den Philippinen und in vielen anderen Ländern weltweit. Nördlich von Santa Cruz in Bolivien gibt es zum Beispiel „die rote Zone“, ein Knotenpunkt für Menschenhändler.

Unbarmherzig, in Banden organisiert und von allen gefürchtet, wählen sie ihre Beute aus – meistens jüngere Mädchen und Jungen – und warten auf den richtigen Moment. Tagsüber oder in der Nacht ködern die Menschenhändler Kinder, indem sie ihnen entweder Versprechungen machen oder sie kidnappen. In nur einem Augenblick verschwindet das Kind, meistens für immer und ohne eine Spur zu hinterlassen. Wenige Kinder tauchen wieder auf.

In der Nachbarschaft ist der Grund für Danielas Verschwinden offensichtlich

Alcides Valenzuela, Pastor und Leiter eines Kinderzentrums von Compassion, verstand sofort, was passiert war, als Daniela (ein Patenkind) verschwand. Die Gefahr einer Entführung ist in der Region allgegenwärtig. „Menschenhändler greifen in der Regel nicht wohlhabende Familien an, sondern diejenigen, die bereits gebrochen und geschwächt sind“, erklärt Alcides Valenzuela. Diese Familien haben weder die Mittel, sich gegen Banden zu organisieren, noch haben sie Verbindungen, um Hilfe zu bekommen. Seit Jahren warnen er und seine Kirche Kinder vor diesem grossen Risiko in der Region.

Sie empfehlen den Kindern, sich in Gruppen zu bewegen, ihre Rechte zu kennen und nie in einem Auto mitzufahren, das von einem Fremden gefahren wird.

Antworte nicht mit Angst

Angesichts des Verschwindens von Daniela wusste Pastor Valenzuela, dass die beste Antwort keineswegs Angst oder Schweigen war. Im Gegenteil! Sofort nahm er Kontakt mit dem Bürgermeister von Santa Cruz, den Ministern, hohen Beamten und sogar den Mitgliedern des Kongresses auf. „Ohne sie würden wir nichts erreichen“, sagt er.

Die Tage vergingen, Wochen vergingen. Aber der Pastor, seine Kirche und das Kinderzentrum von Compassion machten weiterhin Druck auf die Politik. Sie gingen auf die Strassen und beteten mit der festen Hoffnung, Daniela wiederzufinden.

Drogenabhängig und zwangsprostituiert

Betrunken, gezwungen, Alkohol zu konsumieren, um ihre „Zustimmung“ zu behalten, wurde Daniela von ihren Peinigern von Haus zu Haus gebracht. Sie erlebte einen Monat grausamster Misshandlungen. Jeden Tag erlitt sie physische und sexuelle Gewalt.
Ihr einziger Trost war, dass sie zusammen mit anderen Kindern eingesperrt war. In seltenen Augenblicken konnten sie zusammen sprechen, sich ermutigen und aneinander festhalten. Die Kinder um sie herum hatten das gleiche schreckliche Schicksal, das Jüngste von ihnen war acht Jahre alt.

Heute ist Daniela frei und erinnert sich an all die schrecklichen, ekelhaften Dinge, die sie tun musste. „Die Schlepper wollten uns in andere Länder „exportieren“. Ich dachte nicht, dass ich eines Tages nach Hause gehen könnte. Und ich wusste wirklich nicht, was ich tun sollte, um ihnen zu entkommen.“

Die Mädchen werden entführt, um sie auf den Sexmarkt zu bringen. Jungen werden von Kartellen rekrutiert, die in der Arbeitssklaverei oder in der Kriminalität aktiv sind. Laut Polizeiberichten sind die Opfer von Menschenhandel meist zwischen 12 und 24 Jahre alt.

Angesichts des Drucks, den die Kirche ausübte, mobilisiert die Polizei endlich.

Die Entschlossenheit von Alcides Valenzuela und seiner Kirche waren Danielas Glück. Demonstrationen auf der Strasse, Telefonkampagnen und Treffen mit Politikern … Schliesslich blockierten sie den Verkehr einer ganzen Region und drohten den Behörden, immer weiterzumachen, um sie endlich zum Handeln zu bewegen. 72 Stunden später tauchte Daniela wieder auf, befreit von der Geheimpolizei.

Nun war sie freigegeben – ja. Aber noch nicht wiederhergestellt. Das Trauma der jungen Bolivianerin brauchte Zeit, um zu heilen. Die sichtbaren und vor allem die unsichtbaren Verletzungen brauchten Zeit. Compassion unterstütze in dieser schwierigen Zeit den Heilungsprozess von Daniela und ihrer Familie. „Ohne den Einsatz von Compassion glaube ich nicht, dass ich eines Tages nach Hause zurückgekehrt wäre“, sagte Daniela, dankbar für den Einsatz für ihre Freilassung und danach.

Daniela hat unterdessen die Schule abgeschlossen. Sie ist in eine andere Stadt gezogen. Oft denkt sie an jene Familien und vor allem an die Kinder, die sich weiterhin fürchten müssen: vor Entführungen und Menschenhandel.

Auch in Ghana mobilisiert Compassion

Der Einsatz des Pastors Alcides Valenzuela war entscheidend für das Leben von Daniela. In Ghana ist Henry Amanor ebenfalls am selben Kampf beteiligt. Er ist Leiter eines Compassion-Kinderzentrums in New Ningo und wurde speziell ausgebildet, um Kinder vor Menschenhandel zu schützen.

Das ist Henry: ein Mann, der alles gibt, damit Kinder in seiner Nachbarschaft in Sicherheit sind.

Die Rekrutierung in seiner Region sieht meistens so aus: Es kommt jemand, versammelt die Kinder, bringt sie an einen weit entfernten Ort, und beutet sie dann aus. Manchmal werden die Kinder sogar verkauft. Und natürlich ist es hier wie überall: Es werden besonders verletzliche Kinder gesucht, um sie dann auszubeuten.

Die Leute, die Kinder rekrutieren, kommen mit vielen Lügen daher. Sie tun so, als seien sie um die Familien besorgt. Sie machen den Eltern falsche Versprechen, zum Beispiel, dass das Kind zur Schule gehen wird, dass es in den Ferien nach Hause kommen kann und es den Familien jeden Monat Geld schicken wird.

Manchmal reden die Menschenhändler von Städten, die ganz in der Nähe sind, und sagen, die Eltern könnten das Kind dort besuchen. Aber in Wahrheit bringen sie die Kinder sehr weit weg, so dass diese niemals wieder nach Hause finden könnten.

Manchmal sterben die Kinder, ohne dass es die Familien überhaupt erfahren.

Aus diesem Grund führt Henry Amanor im Zentrum Sensibilisierungsprogramme für Eltern und Kinder durch. Das Ziel ist, die Kinder aufmerksam zu machen und auszurüsten. Sie sollen mögliche Opfer erkennen und zu einer Generation heranwachsen, die nicht auf die betrügerischen und bösen Absichten der Menschenhändler hereinfällt.

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